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Online-Angebot für Pflegekräfte im Landkreis Fulda Pflegeberufe wieder attraktiver zu machen und die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, ist Ziel des Pflegetischs Fulda, der sich im Jahr 2018 auf Initiative des Landkreises Fulda gegründet hat. Ein wichtiger Baustein ist seit rund einem Jahr ein kostenfreier Online-Sprachkurs für Auszubildende, Fach- und Hilfskräfte mit Migrationshintergrund im Pflegebereich. |
Als Latifah Hamchou im Jahr 2016 mit ihrer Tochter von Venezuela nach Deutschland kam, hatte sie schon erste Deutsch-Kenntnisse. Die heute 58-Jährige, die in ihrem Heimatland als Grundschullehrerin arbeitete, hat große Freude daran, sich weiterzubilden und sich mit fremden Kulturen zu beschäftigen, sagt sie. Kommunikation mit anderen Menschen, das wird auch im Gespräch mit der herzlichen Frau deutlich, ist ihr wichtig und fällt ihr leicht – auch über sprachliche Hürden hinweg. Nachdem sie in Deutschland angekommen waren und in Fulda ein Zuhause gefunden hatten, absolvierten beide eine Ausbildung: Die Tochter in einer Bäckerei, Latifah Hamchou ließ sich als Altenpflegerin ausbilden. Einige Monate später fand sie eine Stelle im Hedwigstift Fulda in Horas mit 53 Kurzzeit- und vollstationären Pflegeplätzen. „Hier bin ich angekommen, hier fühle ich mich wohl“, sagt Hamchou. Sie ist eine von insgesamt 57 Mitarbeitenden – hierzu zählen Fachkräfte mit Pflegeausbildung, Pflegehelferinnen und weitere angelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch insgesamt sechs Ausbildungsplätze bietet das Stift an. Der Fachkräftemangel habe sich in den vergangenen Jahren bemerkbar gemacht, sagt Einrichtungsleiter Jens Czapek. „Wir versuchen deshalb, durch die Teilnahme an Messen sichtbarer zu werden und auch stärker in die Ausbildung zu investieren.“ Als im Jahr 2022 ein Angebot des Landkreises Fulda zur sprachlichen Weiterqualifizierung für Mitarbeitende mit Migrationshintergrund kam, nahm er dieses dankend an.
Das Angebot kann von Pflegefach- und Hilfskräften sowie Azubis im Pflegebereich entweder als zusätzliches Angebot zu regulären Sprachkursen im Rahmen der Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder auch als reine Verbesserungsmöglichkeit genutzt werden. Angeboten werden zwei verschiedene Kurse: Kommunikation in der Pflege sowie Kommunikation im Krankenhaus. In den Kursen geht es dabei nicht nur um die reine Vermittlung von Fachbegriffen aus dem Pflegebereich, sondern es werden typische Kommunikationssituationen im Pflegealltag trainiert. Hierzu gehört neben dem Umgang mit den Bewohnern und Patienten auch die Kommunikation mit Vorgesetzten und im Kollegium. So hat Latifah Hamchou nicht nur die deutschen Begriffe für Organe und Krankheiten gelernt, sondern sich zum Beispiel auch mit Formulierungen zum Beglückwünschen bei Geburtstagen oder Jubiläen beschäftigt.
Die Lernmodule wurden im IQ Landesnetzwerk Hessen von der Volkshochschule Main-Taunus-Kreis im Rahmen eines Förderprogramms entwickelt. Als die Förderung auslief, bemühte sich der Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt beim Landkreis Fulda, das Lernangebot für die Arbeitskräftesicherung im Landkreis übernehmen zu können. Finanziert wird das Angebot über das Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget des Landes Hessen. „Das war notwendig – der Bedarf an sprachlicher Weiterbildung im Pflegebedarf war hoch“, sagen Monika Löffler-Friedrich und Florian Hütsch. Das hatte vorab eine Abfrage in den Pflegeeinrichtungen ergeben. „Eine Sprachschule mit festen Terminen zu organisieren, wäre angesichts der Schichtarbeit im Pflegebereich schwierig gewesen. Das Selbststudium, das ausschließlich online stattfindet und in das man jederzeit einsteigen kann, ist eine sehr gute Alternative.“ Bildungscoachin Monika Löffler-Friedrich schrieb daher rund 100 Einrichtungsleitungen in der stationären, teilstationären und ambulanten Pflege und die Pflegeschulen an und machte sie auf das neue Angebot aufmerksam. Das Interesse war groß – mittlerweile sind es 71 Teilnehmende aus 33 Einrichtungen. Löffler-Friedrich koordiniert die Anmeldungen und steht den Teilnehmenden für Fragen aller Art zur Verfügung – zum Beispiel, wenn es bei der Technik mal hakt. Die VHS des Landkreises übernimmt die administrative Betreuung der Online-Plattform.
Latifah Hamchou ist eine „Musterschülerin“, wie Löffler-Friedrich sagt – sie hat nach drei Monaten Kurs nun ihr Teilnahmezertifikat erhalten. Hilfreich war für sie, dass Einrichtungsleiter Jens Czapek ihr angeboten hatte, während der Arbeitszeit zu lernen. Das lag auf der Hand, sagt Czapek, denn von einer funktionierenden Kommunikation profitieren alle – Latifah Hamchou, die Pflegebedürftigen und das Kollegium.
Der Kurs
An den Online-Kursen „Kommunikation in der Pflege“ bzw. „Kommunikation im Krankenhaus“ (berufsbezogene Deutschförderung B1-B2) können Beschäftigte der Pflegebranche teilnehmen, die im Landkreis Fulda wohnen oder in einer Einrichtung im Landkreis beschäftigt sind bzw. eine Pflegeschule im Landkreis besuchen. Ein Einstieg in das Selbststudium ist jederzeit möglich. Der zeitliche Aufwand ist individuell je nach Lerntempo – in der Regel rund 12 Wochen. Nach erfolgreichem Absolvieren erhält man von der VHS des Landkreises Fulda und dem Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt des Landkreises Fulda eine Teilnahmebescheinigung (kein BAMF-Sprachzertifikat). Der Kurs findet auf der Lernplattform Moodle statt. Interessierte können sich an Bildungscoachin Monika Löffler-Friedrich wenden: Tel. (0661) 6006 8218, E-Mail:
Save the Date: Erstes Pflege:Forum im März 2024
Für Beschäftigte und für alle, die sich für eine Tätigkeit in der Pflege interessieren, findet am Freitag, 15. März 2024, im Konzeptkaufhaus KARL, Rabanusstraße 19 in Fulda, das 1. Fuldaer Pflege:Forum statt. Dort präsentieren sich zahlreiche Pflege- und Bildungsanbieter, zudem wird ein Bühnen- und Fortbildungsprogramm geboten.
Bildunterschrift
Latifah Hamchou hat den Online-Sprachkurs „Kommunikation in der Pflege“ erfolgreich absolviert. Ihr gratulierten (von links) ihr Chef Jens Czapek, Leiter des Hedwigstifts Fulda, Florian Hütsch, Sachgebietsleiter Arbeitskräftesicherung im Landkreis Fulda, und Bildungscoach Monika Löffler-Friedrich, die für die Koordination des Online-Sprachkurses verantwortlich ist.
Foto und Text: Anna-Lena Bieneck