Gewaltfreies Miteinander im Kommunalen Kreisjobcenter: Das Plakat, das von J. Wluka (re.) und A. Friesen (li.) entworfen wurde, steht für ein Gewaltpräventions- und Sicherheitskonzept, das Jürgen Stock näher erläutert.Gewaltfreies Miteinander im Kommunalen Kreisjobcenter Fulda

Fairness, Respekt und Verständnis – diese drei Worte fallen sofort ins Auge. Sie prangen in roten Lettern auf Plakaten im Kommunalen Kreisjobcenter. Die Plakate stehen symbolisch für ein Gewaltpräventions- und Sicherheitskonzept, das im früheren Amt für Arbeit und Soziales des Landkreises entwickelt wurde. Das Konzept umfasst Sicherheitsmaßnahmen baulicher Art, Schulungen sowie einen Sicherheitsdienst.

 Dass Sicherheit zu einem zentralen Thema im Kommunalen Kreisjobcenter geworden ist, hat verschiedene Gründe: „Zum einen gab es in den vergangenen Jahren in anderen Kommunalen Jobcentern gravierende Gewalttaten, zum anderen nehmen wir selbst auch ein gestiegenes Aggressionspotenzial in der Gesellschaft wahr“, erklärt Jürgen Stock, Leiter des Kommunalen Kreisjobcenters. Auch wenn es in der Vergangenheit eine überschaubare Zahl an Zwischenfällen gegeben habe (seit 2005 war es insgesamt 33 Mal notwendig, ein Hausverbot zu verhängen), führe dies doch zu Verunsicherungen bei Mitarbeitern und Kunden.

„Wir wollen, dass Gewalt von keiner Seite salonfähig wird. Wir wollen präventiv tätig sein, bemühen uns, mit den Kunden eine ordentliche Geschäftsgrundlage zu haben, und erwarten dies umgekehrt auch von unseren Kunden“, betont Hans-Peter Vogel, Leiter des Fachdienstes Leistung und Vermittlung. Das Plakat, das von J. Wluka und A. Friesen entworfen wurde, macht deutlich, was genau erwartet wird: keine körperliche und verbale Gewalt, kein Stalking, keine Sachbeschädigungen, keine sexuelle Belästigungen oder Übergriffe, keine Waffen, keine Androhung von Gewalt, kein Ausdruck von Gewaltphantasien und kein Mobbing. 

„Das Plakat“, sagt Jürgen Stock, „ist ein Signal und Appell an Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen, wie sie sich verhalten sollen.“ Hans-Peter Vogel bringt die Botschaft noch einmal auf den Punkt: „Es geht um ein vernünftiges Miteinander. Und es gibt Regeln des Anstandes, die wir alle einzuhalten haben.“ Regelverletzungen würden mit Hausverbot geahndet, strafbares Verhalten werde bei der Polizei zur Anzeige gebracht. 

Fachbereichsleiter Jürgen Stock sieht den Schlüssel zur Gewaltprävention in einer angemessenen Gesprächsführung, um Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen. Doch die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Kunden nicht selten in emotionalen Grenzsituationen befinden. Existenznöte und Erkrankungen körperlicher oder seelischer Art können unter Umständen zu Aggressionsverstärkern werden und die Hemmschwelle für Gewaltanwendungen herabsetzen.  

„Unsere Mitarbeiter sind dafür sensibilisiert und durchlaufen entsprechende Schulungen. Ab diesem Jahr absolvieren die Kolleginnen und Kollegen mit häufigem Kundenkontakt verpflichtende Seminare zu den Themen Gesprächsführung und Deeskalation“, berichtet Jürgen Stock. Auch bei den Umbaumaßnahmen wurden etliche Sicherheitsaspekte berücksichtigt und beispielsweise neue Wartebereiche in den einzelnen Stockwerken eingerichtet. Sicherheitstüren verhindern den unkontrollierten Zugang zu den Büros, die zusätzlich nun eine Art Fluchttür hinter dem Schreibtisch haben. Von jedem Arbeitsplatz kann eine Alarmierung des Sicherheitsdienstes, der ab dem 1. Februar im Kommunalen Kreisjobcenter tätig ist, erfolgen. 

„Wir erwarten, dass der Sicherheitsdienst das Sicherheitsempfinden für Mitarbeiter und Kunden erhöht“, so Jürgen Stock, der als letzten Baustein des Konzepts die Nachsorge erwähnt. Zum einen gebe es geschulte psychologische Ersthelfer im Haus, zum anderen auch eine entsprechende Vereinbarung mit dem Arbeitsschutz. Alle Beteiligten hoffen jedoch, dass es beim präventiven Ansatz bleibt und das Kommunale Kreisjobcenter auch in Zukunft ein Ort ist, an dem man sich frei von Angst und Gewalt begegnen kann.